Gastautoren
Polizei und Sicherheitsgurt. Thorsten Baumeister, Поспелиха
Ich war 12 Jahre in Sibirien und fuhr jeden Tag mit einem russischen Auto nach Поспелиха. Das hatte das selbe Geburtsjahr wie ich, das war eigentlich schon Abenteuer pur. Nun hatte diese "Копейка" keine Sicherheitsgurte - ok, es gab ja auch nicht viel, wo man hätte gegen fahren können. Und die erste Polizeikontrolle sollte meine sein.
Das man Stoppen muss, wenn ein Polizist recht schüchtern mit einen Mini-Schlagstock winkt, sagte mir mein Beifahrer recht spät. Ich kam hinter dem Polizisten zum Stehen. Das war nicht der beste Start für eine Freundschaft.
Nach einer halben Stunde musste ich 50 Rubel bezahlen, weil ich nicht angeschnallt war. So ging es dann weiter - jeden Tag 50 Rubel. Irgendwann wurde mir das dann zu blöd, und ich gab ihm 500 Rubel und sagte (zeigte) das er mich nun zehn Tage in Ruhe lassen soll. Das hatte zur Folge, dass wir ein Polizeirevier von innen sahen - gar nicht toll. Nach drei Stunden und 50 Rubel für nicht angeschnallt sein - meine 500 Rubel waren irgendwie verloren gegangen - konnten wir wieder fahren. Man sagte uns noch, wir sollen uns anschnallen - aber wie, ohne Sicherheitsgurt????
Einen Tag später kam mein Schwager - er ist полковник (Oberst) beim Justizministerium. Wir fuhren wieder nach Поспелиха und wieder wurden wir angehalten. Diesmal war der Polizist sehr unhöflich und wollte 150 Rubel haben. Es dauerte etwa fünf Minuten bis meinem Schwager der Kragen platzte - anders kann man das nicht beschreiben. Er zog seinen Dienstausweis, stellte den mittlerweile weiß gewordenen Polizisten in Achtung und wir fuhren mit den Polizisten auf sein Revier. Diesmal bekam ich Tee und Süßkram während mein Schwager hinter verschlossenen Türen tobte. Ich habe nie rausbekommen, was er da so alles abgelassen hat, aber einen Tag später kam mein Lieblingspolizist in unser Dorf und gab mir meine verloren gegangenen 500 Rubel, eine kleine Flasche Wodka und eine Schachtel Pralinen. Er entschuldigte sich dermaßen, dass es eigentlich schon peinlich war.
Von dem Tag hatte ich Narrenfreiheit.
Fazit: Mit Geld in Russland ist das Leben leicht, mit der richtigen Verwandtschaft ist es besser.