Briefe an Freunde, Moskau (Norbert Schott)
Drei Tage Moskau!
Moskau ist schon eine witzige Stadt!
Da wären zum Beispiel die Fahrstühle im Wohnheim. Einer ist defekt, zwei fahren auf die geraden Etagen, drei auf die ungeraden. Die mit den ungeraden haben aber kein Licht, man ruckelt also durch's Dunkle. Aber sie funktionieren ansonsten etwas zuverlässiger. (Ich fahre also meist in den 13. und laufe dann wieder runter.) Man darf aber keinesfalls vom 16. mit zehn Leuten auf einmal in den 1. durchfahren - da bekommt der Lift zuviel Schwung und hält nicht mehr genau vor der Tür. Unsere Augsburger steckten dann gestern zwei Stunden fest - zur Freude der Soldaten am Eingang.
Aber die 16. ist schon genial, man kann auf das Dach klettern und so weit schauen, wie der Smog erlaubt! (Hier sind gerade Waldbrände - irgendwo habe ich von doppelten Grenzwerten gelesen.) Gerade nachts ist das richtig spannend.
Witzig ist auch die Küche. bei uns im 12. wird gebaut, im 11. sieht es echt cool aus. Vier versiffte Herde, zwei Waschbecken, ein Tisch. In diversen Ecken stinkt es ganz komisch. Aber wenn die Vietnamesen kommen, dann riecht es innerhalb von zehn Minuten derartig lecker, dass man dort gerne kocht.
Die Russischlehrerin bemüht sich redlich mit uns, es wird auch langsam. Aber im Grunde ist es sehr mühsam. Und die Moskau können sich in ihrem Sprechtempo auch in keiner Weise einem Ausländer anpassen, ich verstehe das einfach nicht.
Ab und zu stellt man uns ein paar Russische Studenten ab, die einige Wörter Deutsch oder Englisch können. Die kommen dann etwas genervt an: "Hallo, wie geht's - was wollt Ihr gern sehen." Dann zeigen sie einem beispielsweise den Markt, und sind froh, wenn sich die depperten Deutschen endlich für ihre Tomaten entschieden haben.
Studieren werde ich wohl erst im Oktober, ist wahrscheinlich auch besser so. Im Moment würde ich kein Wort verstehen.