Briefe an Freunde, Moskau (Norbert Schott)

Strand!

02. September 2002

Hätte irgendwer geahnt, dass Riga einen Strand mit den wohl gastfreundlichsten Osteuropäern überhaupt zu bieten hat?! 

Den Großteil meines Gepäcks ließ ich im Rigaer Bahnhof, dann versuchte ich mit Hilfe des Internets ein Hostel zu finden. Es blieb beim Versuch, die Adressen waren nicht zu finden oder die Hostels schon lange verschwunden. Ich kaufte also einen kleinen aktuellen englischen Reiseführer und versuchte mein Glück mit dem Hostel, welches darin stand. Aber auch das war in Wirklichkeit ein Studentenwohnheim, welches nur gelegentlich Zimmer vermietet - auf jeden fall nicht im Moment. 

Immerhin gab man mir einen Tipp, wo ein billiges Hotel wäre. Auf der Fahrt bemerkte ich im Reiseführer jedoch, dass bei Riga auch ein Strand ist. Auch eine Idee. Also bin ich spontan mit dem nächsten Vorortzug zum Strand gefahren. Und nachdem ich den ersten Sand unter den Füßen hatte, hatte ich auch keine Lust mehr zur Hotelsuche. Zum glück hatte ich im kleineren Teil meines Gepäcks alle warmen Russland-Pullover. Aber man mag es kaum glauben: auch mit vier Pullovern kann man frieren!!! Aber ab und zu Spazieren hilft. 

Um Acht weckten mich jedenfalls zwei Letten und luden mich zum Frühschoppen ein. Also saß ich plötzlich mit eisgekühlten Drinks im Sand von Jurmala, vorn Meer, hinten die Bar der Letten ... prima Leben, wenn da nicht jemand in Moskau warten würde, wenn da nicht ein gekauftes Zugticket wäre. Verrückt wie die Letten waren, fingen sie an, wie wild zu telefonieren. Ticket umtauschen? Kein Problem! Moskau? Auch kein Problem, wir finden eine Telefonnummer der Uni raus! Nach zehn Minuten Diskussion gab ich auf, nannte die Nummer freiwillig. 

In Moskau klappte alles prima. Ein Freund hatte die Nachricht von meiner späteren Ankunft tatsächlich bekommen und stand pünktlich am Bahnhof. Ich wohne in der frisch sanierten zwölften Etage des Wohnheimes. 

Wir sind im Moment zwei Dauerstudenten aus Dresden, dazu vorübergehend noch zwei sächsische Sprachschüler, vier Augsburger Praktikanten und mein Vorgänger.