Briefe an Freunde, Novosibirsk (Norbert Schott)

Casino

04. April 2006

Am Samstag war ich erstmals in einem Casino. Dafür muss man also auch nicht mehr nach Amerika fliegen, sondern kann auf dem Leninplatz (!) in Novosibirsk neben dem Supermarkt "Zebra" (!) einfach in die sibirische Unterwelt absteigen. Jeder Gast wird von Türstehern doppelt geprüft, ob er der Lokalität würdig ist. Eintritt, Essen, Zigaretten und alle Getränke, auch Wodka, sind frei. Wer probiert, nur zu essen und zu trinken - haben wir natürlich gleich getestet - wird freundlich darauf hingewiesen, dass "hier im allgemeinen gespielt wird.“ Netterweise gibt es für neugierige Deutsche und spielsüchtige Russen Tische mit einem Mindesteinsatz von nur 30 Cent. dennoch liegen pro Kugel 30 bis 50 Euro auf dem Tisch. An anderen Tischen wird ab 3 Euro gespielt. Alle anwesenden, ob nun Angestellte oder Gäste, schauen apathisch in den dunklen Raum - und bewerfen sich mit kryptischen Zahlen, die im Allgemeinen die Gewinnsummen betreffen. Angesprochen wurden wir nur von einem schmierigen Typen, mit fettigen Haaren. Warum wir denn nichts riskieren, wollte er wissen. Er selbst warf mit den Chips nur so um sich, scheinbar um die Gäste anzuspornen, seinen Umsatz zu erhöhen. Denn angesichts seiner gelegentlichen hektischen Telefonate würde ich ihn als den Chef des Ladens einschätzen.

Nachdem wir unsere Getränke mittels erfolgloser Spieltaktik bezahlt hatten, haben wir das Lokal verlassen. Ein bisschen schäme ich mich ja, dass mich der steinerne Lenin beim rausgehen sehen konnte. ;-)