Briefe an Freunde, Novosibirsk (Norbert Schott)

Selbstbedienungsfähre

12. Oktober 2005

Ich habe hier eine Selbstbedienungsfähre entdeckt. Diese verbindet in irgendwo in den tiefen Sibiriens eine Datschensiedlung mit der nächsten Stadt. Der alte Stahlkahn hängt an einem Tross - damit man nichts falschen machen kann - und muss über den Fluss gestakst werden. Hauptproblem sind dabei die Steine, über die man langschrammt und an denen sich der Kahn verkanten kann.

Es gibt am Wochenende - außer während der Mittagsessenszeit - eine diensthabende Familie. Ist der Papa besoffen, muss die Mama ran, hat selbige gerade zu tun, dann steht eben der Sohn an der Fähre. Seine Aufgabe ist es, die leere Fähre zu den Wartenden zu bringen. Auf dem Rückweg müssen das die Fahrgäste natürlich selber machen.

Ist gerade (a) Mittagsessenszeit, (b) Wochentag oder (c) auch der Sohn besoffen, dann muss man (a) warten oder (b) selbst durch das Wasser waten und die Fähre für alle Wartenden holen. Wie schon erwähnt: der Kahn schleift auf dem Grund, sehr tief ist der Bach also eh nicht ...