Briefe an Freunde, Novosibirsk (Norbert Schott)
Zurück in Sibirien
Ich bin wieder in Sibirien.
Meine Wohnung ist gemütlich. Irgendwie war der Architekt großzügig mit den Heizungen. Diese sind vom Vormieter in Richtung Zimmer (!) mit Decken isoliert, dennoch hält man es eigentlich nur mit offenem Fenster aus. Auf der Straße sind minus acht Grad.
Richtig russisch war es schon auf dem Frankfurter Flughafen. man sollte nicht mit einer sibirischen Airline fliegen, wenn man internationale Standards erwartet. In Sibirien zählt das Handgepäck mit zum Freigepäck, eine hübsche kleine Geldkassette verschlingt die Euroscheine aller Passagiere. Die Regelung steht zwar nicht im Ticket, aber man hätte sich ja vorher informieren können! Und wer diskutiert, der fliegt gleich gar nicht mit!
Russland selbst begrüßt die Gäste nicht viel besser. Im internationalen Terminal (!) des Novosibirsker Flughafens wird russisch geschrieen. Eine Blondine in Uniform und hochhackigen Pomps erklärt im zackigen Russisch: "Russen an Schalter eins und zwei, Ausländer Schalter drei." Versteht zwar keiner, ist aber auch egal. Umso mehr Spaß macht es dann, verdutzte Ausländer an Schalter eins zurechtzuweisen: "Wir haben doch klar und deutlich gesagt: Ausländer Schalter drei! ... Schalter drei!!!!!!" Immer hübsch auf Russisch, das Spiel geht quasi endlos. Es gibt auch die Variation: "Hinter der Linie warten! ... Ich habe gesagt, hinter der Linie warten!"
Jedenfalls dauert die Einreiseprozedur bei zwei Deutschen etwa so lange, wie für alle Russen. Nach zehn Minuten machen also Schalter eins und zwei zu, im Nachbarraum klappern schon die Teetassen, und die Ausländer, die sowieso nicht hören wollen, warten noch eine Stunde an Schalter drei.
Silvester haben wir auf der Datscha von Ksenia verbracht. der Schnee war bezaubernd, wenn auch mit reichlich einem Meter viel zu wenig für diese Jahreszeit. Beim Sprung aus der Sauna ins pulvrige Weiß stört das jedoch kaum ...
Nun werde ich meine Registrierung beantragen, wird sicher sehr amüsant!